RO-Kost im Selbstversuch

RO-Kost im Selbstversuch

Die Beta von Revelation Online (RO) läuft bereits seit einigen Tagen und für den Erzi ist es an der Zeit ein Auge auf das Spiel und seine Eigenheiten zu werfen.

Kaum lässt RO die Hüllen fallen, wird eins schnell klar. Revelation ist asiatisch, bzw. in diesem Falle nicht nur asiatisch, sondern chinesisch. Für mich eine Premiere, nicht etwa mit asiatischen Spielen, denn mit Archlord, BDO, EoS, Ragnarok, Age of Wulin, Lineage, Icarus Online, ArchAge, Skyforge, Dragon’s Prophet und wie sie alle hießen, durfte ich bereits viel Erfahrung mit fernöstlicher Spielekunst sammeln. Vorweg, man muss asiatische Spiele mögen oder zumindest deren Grafik akzeptieren können, Sonst wird man auch mit RO nicht warm. Nun gut, wie gesagt Hüllen fallen lassen und so.

Echt Erzi? Billiger Einstieg frei nach dem Motto Sex sells? Das hat man sich wohl auch bei den chinesischen Entwicklern gedacht. Was RO so an Brüsten und Beinen ins Spiel geworfen hat, ist schon beeindruckend. Aber allgemein würde ich es als „genretypisch“ bezeichnen. Wer sich über zu kurze Miniröcke aufregen möchte, dem kann in asiatischen Veröffentlichungen üblicherweise geholfen werden.

Und so erwartet uns in RO sicher nicht das aufgeklärteste Frauenbild. Das mag man kritisieren, und wenn man dabei ist bitte auch gleich in Star Wars, Harry Potter, Herr der Ringe, der Bibel und das Männerbild in Lethal Weapon ist ja wohl auch nicht ganz ok. (Hast du gerad das Frauenbild in der Bibel mit…).

Sagen wir einfach, in Revelation Online wird der Weiblichkeit auf diversen Ebenen gehuldigt.

Entsprechend überrascht der Charaktereditor nicht sonderlich, einzig an die oftmals metrosexuelle Anmutung der männlichen Charaktere muss man sich gewöhnen. Für den Erzi aber kein Problem, ich spiel ja eh nur weibliche Figuren – so verfügbar.

Der Editor bleibt allerdings auf üblichem Niveau auch wenn mich der Bereich „Augen“ fasziniert hat. Unterschiedliche Augenfarben und x Muster, selbst die Spiegelung auf der Iris darf ich bestimmen. Großartig, wo ich doch meinen Charakter durchgehend von hinten betrachte, aber vielleicht wird es mir ein zukünftiger Raidleader danken, dass im Bosskampf die Spiegelung auf meiner Iris rechteckig und nicht rund ist.

(Erzi…auf dem Bild sind die rund….)

Nun gut, auf ins Getümmel. Man möge mir verzeihen, ich bin bei Leibe kein Anime-Freund. Ich mochte weder Pokemon noch Sailor Moon, weder Dragon Ball noch Naruto konnten mich begeistern. Mehr als den Film Akira habe ich nie ertragen können. Das macht den Einstieg für mich, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Begrüßen mich doch schon nach kurzer Zeit folgende Figuren

Üblicherweise wäre an dieser Stelle für mich Schluss, aber ich reiße mich zusammen. Zu viel Hoffnung ruht auf diesem Spiel, verspricht es doch viel von dem was mir an einem MMO wichtig ist, wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Gruppencontent und Raids mit Holy Trinity sind Konzepte, die mir nach vielen Jahren der „revolutionärer“ MMO-Entwicklung wieder lieb und teuer geworden sind.

Egal, ich hopse also fröhlich durch ziemlich bunte Welten. Schon von dem ersten Schritt zeigt das Spiel eine seiner Stärken, so muss ich erst einmal das Kampfsystem wählen und habe 3 Optionen zur Auswahl. Alle drei sind ohne Tadel. Letztendlich entscheide ich mich für das Actionsystem, welches sich ähnlich des neuen Kampfsystems von GW2 spielt. Also mit Soft-LockOn und Standard-Skills auf linker wie rechter Maustaste.

InGame entpuppt sich RO dann grafisch reduziert aber bei weitem nicht hässlich. Das liegt vor allem an den teilweise wirklich guten Texturen. Die sind aber auch nötig, denn ansonsten ist die Welt ein wenig leer. Wo andere Spiele mit Bäumen nur so um sich werfen würde, bleibt RO fast schon schlicht, erfreut aber immer wieder mit wirklich guter Lichtstimmung und gut inszenierten Umgebunden.

Das wirkt sich sehr positiv auf die Performance aus und soll RO angeblich sogar auf einer integrierten Grafikeinheit eines Intel-Prozessors lauffähig machen. Empfehlen würde ich das aber nicht, selbst mein System kam an seine Grenzen, wenn unzählige Spieler mit animierten Flügeln am Lager-NPC standen. Ja richtig, in RO gibt es Flüge, nicht nur das, es gibt Mount und wie in jedem guten Eastern, können die Protagonisten über Wasser laufen, extrem hoch springen und gleiten. Wer sich an Blade&Soul und Aion erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch, aber sollte nicht den Fehler machen diese Spiele auch nur annähernd gleichzusetzen. RO spielt sich anders… ganz anders!

Über die grafische „Schlichtheit“ von RO berichtete ich ja bereits. Diese Schlichtheit setzt sich in vielen Bereichen des Spiels fort, die Story ist schlicht, das Questdesign ist schlicht, Mobs reagieren schlicht und das Kampfsystem kommt ebenso schlicht daher. Ich wette, das wird für RO bzw. my.com noch ein echtes Problem in der Berichterstattung über die Beta durch Magazine und in Reviews. Denn was schlicht wirkt, ist die große Stärke des MMOs und wer Revelation Online als 0815 Asia-Ware abstraft, macht es sich zu einfach.

Nehmen wir beispielhaft einmal das Kampf/Skill-System. Wie schon vor Urzeiten ordnet RO die wirkbaren Skills in einer Leiste am unteren Bildschirmrand an und man wirkt sie per Tastendruck, Cooldowns und Retro-Gefühl inklusive. Mit steigendem Level gibt´s mehr Skills und nach guter alter RPG-Manier steigern wir die Grundwerte wie etwa Stärke oder Intelligenz des Charakters. Das wirkt schlicht. Schauen wir aber ins Detail, hier einmal stellvertretend beim Okkultisten, offenbart sich mehr Tiefe.

So schalte ich alle Skills meine Okkultisten durch Tastendruck um und aus der düsteren Schadensklasse mit DoT-Schadensskills wird ein Heiler. Hatte ich eben noch ein düsterfunkelndes AoE-Feld um Gegner zu schädigen, ist es nun ein – immernoch funkelndes – AoE-Heilfeld für meine Verbündeten, diesmal natürlich auch gern in freundlichem göttlich-weißgelb. Hinzu kommen dann noch 6 Spezialskills auf den F-Tasten welche ich erst durch den Kampf auflade und freischalte. Im weiteren Verlaufe darf ich auch noch Punkte auf einzelne Skills verteilen um meine Ausrichtung zu verstärken. Hier erfüllt RO ein Grundbedürfnis vieler Spieler „easy2learn, hard2master“.

Die ersten Kommentare von Nutzern zeigen aber auch, nicht jeder hat sich so tief auf das Spiel eingelassen. Dies liegt sicher auch am gewöhnungsbedürftigen Setting.

Aber im großem Ausmaß ist my.com daran selber schuld. Denn die Lokalisierung in diese Beta-Phase ist, gelinde gesagt, noch in einem sehr frühen Stadium. Kann man in den ersten Leveln noch ungefähr erahnen was uns dargeboten wird, sinkt der Übersetzungsgrad drastisch. Innerhalb kürzester Zeit wird aus Englisch Russisch und aus Russisch schnell Chinesisch. Das Gipfelt dann gern auch in gleichzeitiger Verwendung aller drei Sprachen.

Da zeigt sich dann, eine Beta ist eine Beta ist eine Beta! Und die armen Sprachknechte bei my.com müssen sich vorerst keine Sorgen machen ihren Job zu verlieren. Es sei denn, sie Arbeiten schon Monate an der Übersetzung.

Ihr merkt schon, über Revelation Online kann man viel erzählen, und das werde ich in Folgebeiträgen auch tun. Denn was ich in den vergangenen Tagen erlebte (immerhin mit drei Charakteren um die Level 40), will erzählt werden. Aber für heut soll es erst einmal reichen.

Freut euch also auf mehr von eurem geschätzten Erzkanzler.