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Jul 13

Die Ultima(-tive) Idee?!

Ultima Online soll als Free2Play-Titel neu aufgelegt werden. Na das nenn ich doch mal Innovation erster Güte. Hat man sich doch bereits frustriert damit abgefunden, dass die Spiele meiner Kindheit nicht etwa den leisen Tod der Vergessenheit in der Ruhmeshalle der Computerhistorie erleiden dürfen, nein, natürlich müssen sie für Iphone und co. aus dem Grabe gerissen werden.

 

 

Man mag meinen, irgendwann sei irgendwie alles schon einmal getan worden. Jeder Giftpilz einmal gegessen, jedes Tier einmal fast ausgerottet und jedes Spielprinzip schon einmal ausgeschlachtet. Aber das hält fleißige Marketing-Flachpfeifen natürlich nicht davon ab, jede noch so uralte Idee erneut aufzugreifen und als die Krönung der Kreativität zu verkaufen.

Klar, man kann heute so Vieles besser, schöner und schneller machen, aber reicht das aus um diese Nekrophilie zu begründen?

Nun gut, wir sprechen hier ja von „Franchises“, natürlich kann man auch die Marke WoW durch ein Pinball-Siumlator erweitern. Da die Fangemeinde des Spiels ja riesig ist, werden schon genug Menschen aus reiner Sammelleidenschaft auch diesen kaufen.

Im Grundsatz ist das für mich auch kein Problem. Das Hundeliebhaber sich auch noch das 20ste Swarovski-Müll-besetzte Halsband für Ihren Liebling kaufen, ist mir egal. Waldihasimausi (ja Waldihasimausi ist ein gängiger Hundename) soll ja auch noch gut aussehen, wenn er ausgestopft auf dem Kaminsims, der liebenden Familie beim Abendessen zuschaut.

Was mir allerdings echt gegen den Strich geht, und ich meine jetzt nicht gegen den Strich wie die Tatsache dass man sich mit Papier grundsätzlich da an der Hand schneidet wo ein Gelenk sitzt, damit es auch auf keinen Fall in angemessener Zeit verheilt, sondern eher gegen den Strich wie eine misslungene Wurzelbehandlung, die nach einer kurzen aber heftigen Mundraumendzündung vom stark alkoholisierten Notfallarzt am Sonntagabend mit einem rostigen Skalpell in der klinisch reinen Umgebung einer Motorradkneipe, geöffnet wird, ist:

Warum zur HÖLLE verkaufen uns die Marketing-Affen alles als die Neuentdeckung des Rades?

Ultima soll ein Onlinerollenspiel werden.

‚Aufbrandender Jubel‘

Oh mein Gott, ich bin so aufgeregt… ‚hibbel‘. Ach nein Moment, das liegt wohl eher an den drei Tassen Kaffee die ich benötigt habe um die Pressemeldung vom Publisher wirklich durchzustehen.

„one of the largest and deepest MMORPGs in existence.“

Alter Verwalter, hätt ich schon Socken an, ich glaub spätestens dieser Satz hätt sie mir ausgezogen. IN EXISTENCE !!! Die digitale Welt zittert in ihren Grundfesten, ein Publisher der bis dato so ziemlich jedes nachfolgende MMO erfolglos auf den Markt warf, zieht aus die digitalen Grenzen zu durchbrechen… und zwar mit? Ja genau, altem Content!

„nine years of content and features will be preserved and enhanced“

Ach nein Moment, das ist ja die Presseerklärung aus dem Jahre 2007 des „Make-Overs“ wie man es so schön nennt, wenn man einem Spiel neue Grafik überstülpt um es erneut zu verkaufen.

Ja stimmt schon, da wurde die digitale Welt verändert… mitbekommen haben es damals aber nur wenige, denn auch 2007 gab es bereits genug Konkurrenz im MMO-Dschungel.

Was folgte? Genau, den Trend der Zeit verschlafend, dann erschrocken aufwachend und das schlimmste verhindern wollend, brachte EA das Browsergame „Lord of Ultima“ auf den Markt.

‚erneut aufbrandender Jubel‘

Copycat FTW! Was bei anderen funktioniert, muss doch auch mit Ultima gehen. Wenig Aufwand aber viel Geld durch digitale Items aus dem Free2Play-Shop.

Original klingt das aber natürlich dann anders:

„Lord Of Ultima ist EA’s erstes Spiel in einem neuen Genre“

Woooooohoooo…. amazing! Die digitale Welt ist in ihren Grundfesten… oh ne Moment, ich glaub der Bierdeckel unter meinem Tisch ist verrutscht.

Nach nun mehr 32 Jahren wird aber alles anders. Alles neu, alles toll denn die Veröffentlichung des Heiligen Grals steht uns bevor.

Ultima Forever: Quest for the Avatar

Diesmal als leicht zugängliches Action-Rollenspiel mit der für BioWare typischen Erzähltiefe…

So zumindest in der Pressemeldung zu lesen.

Und das Beste daran? Genau nicht nur für den PC, sondern, die Schlingel haben doch glatt das Ipad entdeckt. Also jetzt nicht so als Erfinder, eher so als: Ui, da reden gerad alle drüber, lass uns da auch mal was machen, dann sind wir voll jung und hipp… ach ja und werden reich!

Das deutsche Wikipedia listet allein für den „Urvater“ Ultima Online elf Erweiterungen auf.

Wäre ich Rettungssanitäter, was ich glücklicherweise nicht bin, müsste ich mir gut überlegen, ob ich jemanden elf mal wiederbelebe, oder irgendwann meinen Defibrillator einfach in die Ecke werfe um zu meiner Freundin nach hause zu fahren um einen neuen Menschen zu „entwickeln“… Was ich, in dieser zum Glück rein hypothetischen Situation als spaßversprechender einstufen würde, ist wohl nicht nur mir klar.

Wer aber denkt, Publisher würden größtenteils nur noch marketing-konformes Gewäsch veröffentlichen, der irrt zumindest Teilweise. Mit Ankündigung des neuen Ultima-free2play-Titels kommt auch die Ehrlichkeit in die raue, harte und eisige Welt der Games-Industrie zurück, sagte BioWare-Chef Ray Muzyka doch kürzlich:

„Die Art und Weise, in der Gamer spielen und für Spiele bezahlen, ist derzeit einem fundamentalen Wandel unterworfen und … (Wir) bekleidet eine Führungsrolle in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und neuer Möglichkeiten, Inhalte zu konsumieren.

Tja, da weht noch der Geist der Geschichte durchs digitale Dachgebälk.

1999 wurde Ultima Online 2, oder wie es damals umbenannt wurde „Ultima Worlds Online: Origin“ (btw. Interessanter Name, heute wohl nicht verkaufsfördernd), eingestampft um sich im MMO-Genre keine eigene Konkurrenz zu schaffen.

2004 wurde der zweite Versuch „Ultima X Odyssey“ verworfen, zwar gab es eine spielbare Version in den heiligen Hallen des Publishers, aber man wollte sich lieber auf das Originalprodukt besinnen.

Und nun, ja nun ist die Zeit reif. Die MMO-Landschaft ist grau, leer und öde. Kaum ein Sonnenstreif am Horizont. Es wird Zeit für die Neudefinition des Genres.

Wobei, vielleicht sollte ich darüber nachdenken, einen Emulator zu veröffentlichen der auf einem Ipad den SuperNES simuliert auf welchem ein Comodore 64 gezeigt wird mit welchem man dann Donkey Kong auf einem alten Arcade nachempfinden kann. Aber bei meinem Glück ist schon jemand anderes auf diese Wahnsinns-Idee gekommen und erschüttert die digitale Welt mit dieser Innovation.

Wenn ja, kleiner Tipp am Rande: Marketing-Flachpfeifen machen auch deine Idee zur Sensation in der kreativen und idealistischen Welt der Computerspiele.

So und nu geh ich auf den Flohmarkt und verkauf mein „Mensch ärgere Dich nicht!“ Ich hab die grünen Figuren schwarz angemalt und auf den Deckel „Inquisition ärgert Dich!“ geschrieben, das wird der Hammer! Ich werd reich.

 Grüße, euer

Erzkanzler