Die fühlingshafte Sonne erhebt sich hinter den karstigen Bergen und die unwirklichen Schatten der Kiefern zeichnen flüchtige Bilder des Halbdunkels auf den taudurchtränkten Moosboden. Ein Moment inne zu halten, sich an jene zu erinnern deren Blut den Waldboden tränkte. Ob Krieger, ob junge Schönheit oder Edelmann keines dieser Opfer wird von den Spatzen besungen und der klare Bach ist frei von ihrem Blute. Doch was sich hier bedeutungsschwanger anhört als hätte der Erzkanzler mal wieder im Norwegenurlaub kräftig einen über den Durst getrunken, ist letztlich stümperhaft dahergestammelte Bildschirm-Poesie. Vielleicht ist das ein Teil des Geheimnisses warum mich Black Desert Online im Moment so fesselt.
Aber beginnen wir doch mal am Ende der Beta über die ich ja schon kurz berichtete. Ich warf mich also voller Vorfreude in den Headstart, immer noch nicht ganz darüber im Klaren welche Klasse ich den spielen werde und ziemlich unbedarft was Spielmechaniken oder gar Klassenmechaniken anging. Das ist in vielen MMOs ja auch ziemlich egal, wird man doch von x nach y geschickt, verhaut hier und da böse Monster und wird so Stück für Stück durch das Machwerk geführt. Mir war klar, dass es in BDO (ich schreib jetzt echt nicht jedes Mal Black Desert online… vielleicht nutz ich am Schluss einfach die „suchen und Ersetzen-Funktion“ meines Editors) etwas holpriger werden könnte, denn erstens ist es asiatisch und zweitens sandboxig. Beide Erfahrungen habe ich aber schon gemacht, also hielt sich mein Respekt vor der Spielmechanik in Grenzen. Auch weil ich in der Closed Beta schon richtig viel Spaß hatte einfach die Spielwelt zu genießen und einen Goblin nach dem anderen zu verhauen.
Und so hüpfte meine Thjorven Rabenklinge dann auch voller Freude los um mit Feuerball und Blitz die Welt zu befrieden. *kaaazzzZZzOing“ Goblinsalat. Schon sind wir bei dem nächsten Highlight des Spiels – das Kampfsystem. Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen alle Klassen anzuspielen. Schon in den ersten Leveln wird klar wie unterschiedlich und trotzdem fordernd ein Kampf ablaufen kann. Ich habe es letztendlich geschafft mich vorerst „nur“ auf zwei Klassen zu einigen. Das eine ist, wie erwähnt eine Hexe (Blogtitel verpflichtet) denn ich habe lange keinen Caster mehr gespielt, welcher diesen Namen auch verdient. Als Kontrastprogramm musste dann noch eine Valkyre ins Leben gerufen werden.
Nun mag der geneigte Leser sich fragen warum der alte Erzi gleich wieder zwei Charaktere gleichzeitig spielen muss, der ist doch mit einem schon überfordert! Dazu sag ich… „FUUUuuuuuuUUuuuu„, voll gar nicht! Ehm und nun kommen wir zur etwas fingierteren und weniger subjektiven Antwort: „Weil ich´s kann!“ (viel besser junger Schiller)Ich bin zu „Progress-orientiert“ um mir jede Kleinigkeit anzuschauen, mit jedem NPC zu sprechen und jeden Questtext zu lesen. Als Ausrede muss dann das klassische „Echt? Meine Hexe soll WAS? Auf nem ESEL? Sach ma HACKT´S?!!!“ herhalten. Aber weil BDO so viel Kleinigkeiten, Nebenquests und und und bietet, kam ich einfach nicht umhin meine Schildmaid ins Leben zu rufen. Nachdem, ich gebe es zu, ich so ziemlich alle anderen Klassen erst einmal bis min. Level 10 gespielt habe.
Tja und was soll ich sagen… der Waldläufer ist mir zu… „Flip der Grashüpfer“. Die Schwarzmagierin ist mir zu „Kevinator RoX0r“ auch wenn die angebliche Schwierigkeit sie zu meistern mich reizt! Das Tierbändiger-Weibchen… is ne Petklasse. Wenn ich unintelligente Mitläufer suche, frag ich bei Pegida und wähl sie nicht… schon gar nicht als Klasse! (Na Erzi, der musste sein oder?) Der Krieger… joa irgendwie… nö. Den Bersi, ja das hätt noch eine Alternative sein können und irgendwie mag ich den auch gern in seiner plumpen Kneipenschlägerrei-Spielweise doch letztendlich wurd es dann doch eine Valkyre, wohl auch weil sie meinem verklärten Bild einer Schildmaid ziemlich 1 zu 1 entspricht.
Und eben jene Schildmaid ist nun meine „Langsamkeit des Seins“ meine digitale „Slowfood-Bewegung“. Denn mit ihr werde ich es wohl nie zur Meisterschaft bringen, ich bin einfach kein Nahkämpfer. Und genau aus dem Grund kann ich mit ihr wirklich langsam und gemütlich spielen wenn mir die Hexe mal wieder auf den Geist geht.
Hexe und Valkyre verhalten sich nämlich recht entgegengesetzt zueinander, zumindest in meinem jetzigen Levelbereich. Meine Hexe rennt wie ein schwules Backenhörnchen in der Männerumkleide von Nuss zu Nuss… uhm ok an dem Vergleich muss ich vielleicht noch mal feilen… aber nun gut. Also meine Hexe sammelt so viele Möbse wie möglich (viel besser… „ein Mob -> viele Möbse“ srsly?) um dann mit genügend Abstand stehen zu bleiben um meinen Cast durchzubekommen ohne dabei zu einem blutigen Häufchen Bibi Blocksberg-Hackfleisch zu verkommen. Die Valkyre hingegen freut sich wen die Gegner in vorerst homöopathischen Dosen von 5 Gegnern auftauchen und sich brav in einer Reihe aufstellen um sich gekonnt mit viel Style verhauen zu lassen. Dabei selbst mal 1-2 Schläge einzustecken ist dabei schon vertretbar. Mit der Eleganz einer Ballerina pfeffert die Gute nämlich jedem dahergelaufenen Banditen ihren Schild gekonnt in die Visage um anschließend zu schauen ob so ein Schwert nicht als Argument für ein baldigen Ableben des Gegenübers gelten könnte.
Die Valkyre lässt mir also Zeit, spielt sich extrem dynamisch aber vermittelt mir trotzdem nicht das Gefühl gehetzt zu sein. Und so ergibt sich für meine beiden Charaktere nicht nur eine grundverschiedene Spielweise oder ein unterschiedliches Spielerleben, nein selbst meine Wahrnehmung des Gemütszustandes des virtuellen Ichs ist unterschiedlich. Meine Hexe will vorwärts nicht stehen bleiben und macht mich, also wirklich mich, vor dem Bildschirm hibbelig weil ich immer schon das Bild der Orkmassen vor Augen habe, die ein 1 zu 1 Konterfei des Hexengesichtes in den Waldboden trampeln möchten. Spiele ich meine Valkyre, laufe ich entspannt durch den Wald, schaue mir die Landschaft an und knüppel jedem Ork mein Schild vor den Latz der mich dabei stören will.
Man sagt mir nach, ich wäre schnell zu begeistern wenn mir ein Spiel gefällt und im Falle von BDO ist das auch so. Und zumindest einen kleinen Teil davon habe ich hier soeben erklärt. Ob mich das nun ewig fesselt, muss man schauen. Irgendwann ist in einem Spiel alles gesehen, alles getan was einem Freude bereitet oder es folgen Stolpersteine die einem das Spielgefühl vermiesen. Bis jetzt allerdings ist BDO ein wirklich, wirklich schöne Spielchen.
Gruß
Euer Erzi.
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