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Mrz 27

“Cheap: 1 P only 5$”

Das, was ein wenig so klingt als wäre es ein Angebot einer osteuropäischen, mit wenig Lebensglück gesegneten Dame, für eher unappetitliche Sexualpraktiken an Vorstandsmitgliedern des VW-Konzerns, taucht in MMO´s immer wieder auf. Meist ist die Währung allerdings nicht mit „P(ee)“ abgekürzt sondern mit G wie Gold.

Wer also die virtuelle Anfrage „Hey Du!“ mit „Wer ich?“ beantwortet, kennt die Sesamstraße und weiß doch eigentlich aus frühster Kindheit, das Schlemihl (so nannte sich der huttragende Grünling im Trenchcoat) meist nicht gerade vertrauenswürdig ist.

Das unsichtbare Eis

Ähnlich ist es auch mit den Verkäufern virtueller Währung. Ein Industriezweig hat sich hinter diesem Phänomen gebildet, schon lang sind es keine Spieler mehr die ihr selbst erarbeitetes Ingame-Guthaben versilbern wollen. Waren es anfangs noch chinesische Kinder, deren Finger nun nicht mehr blutig von der Teppichweberei nun blutige Spuren auf Tastaturen hinterließen, so sind es heute Computerprogramme, sogenannte Bots, die virtuelle Reichtümer erwirtschaften. Logisch, Computer brauchen keinen Schlaf, kein Essen und man muss ihnen auch nicht den Ausweis abnehmen um sie ausnutzen zu können.

Doch lassen wir die Hintergründe erst einmal beiseite. Viel interessanter ist doch die Intention der Käufer. Es ist schon faszinierend, da bezahlt jemand einen Dienstleister damit dieser, grob gesagt, ein Computerspiel spielt. Nur am Rande, die sogenannten „Levelservices“ sind da noch deutlich unverständlicher für mich. Es ist  doch in ungefähr so sinnvoll als würde ich in ein Café gehen, mir ein Stück Sahnetorte bestellen und anschließend den Kellner dafür bezahlen es zu essen. Hinterher stelle ich mich in die Mitte der Lokalität und zeige allen Anwesenden meinen leeren Teller, dabei laut prahlend:

„Alter isch bin so UBER, mein Teller ist viel schneller leer als eure! PWN4G3!“

Bei Zeiten muss ich das mal ausprobieren, vielleicht bringt das ja wider erwartend wirklich eine Befriedigung. Zumindest ist dieser Versuch deutlich billiger als sich virtuelle Währung zu kaufen. Der Unterschied liegt hier wohl im Detail, niemand im Café wird bewundernd raunen:

„Wow, was ein krasser Typ, der hat mich im Kuchenessen echt bös abgezogen!“

Der Kuchenvergleich hat ausgedient. Doch was bewegt jemanden ein Spiel zu beginnen dessen Spielmechanik darauf ausgelegt ist, Erfolge zu erreichen in dem man Zeit investiert und sich anschließend eben genau jene Zeit zu „erkaufen“?

Der ein oder andere Leser mag nun aufschreien und wissend, gesellschaftskritisch philosophieren, das eben jene Mentalität in unserer Gesellschaft doch üblich wäre, man erinnere sich nur an Doktorarbeiten von Verteidigungsminister. Soweit mag ich auch zustimmen, aber die digitalen Gutenbergs gewinnen durch ihre Machenschaften wenig. Brachte es Karl-Theodor noch bis zum Verteidigungsminister, so bleibt seinen Nachteiferern nur noch das letzte Bisschen was ein Spiel ohne Ziele bereithält. Wenig Content und erkaufte Überlegenheit im Player vs. Player-Modus, die den bitteren Beigeschmack eigener nicht erbrachter Leistung trägt.

Mitleid ist hier jedoch fehl am Platze, denn der Plagiat-Tortenesser nimmt nicht nur sich den Spielspaß, nein er ist maßgeblich daran beteiligt das Wirtschaftsgefüge innerhalb des Spieles für alle Spieler negativ zu beeinflussen. Die Preise in den virtuellen Auktionshäusern steigen und ehrliche Spieler sind immer häufiger frustriert wenn sie jemanden treffen, der bereits deutlich besser ausgestattet ist als sie. Leider gibt es kein Preisschild an diesen unrechtmäßig erworbenen Gegenständen.

Ein Lob an dieser Stelle jedoch an die Entwickler, war es früher Strategie die Verkäufer digitaler Währung zu verfolgen, hat man nun viele Inhalte geschaffen, welche nicht durch Geld zu erwerben sind. Seelengebunden nennt sich diese Eigenschaft in Rift und auch wenn es ab und an schmerzt einen schönen Gegenstand nicht an jemand anderes aus der Gilde weitergeben zu können, diese Mechanik schützt die Spieler vor Schaden den ihre Spielwelt sonst nehmen würde.

So, der Erzkanzler geht sich nun ins Café ein Stück Kuchen bestellen, allerdings wird der Kellner sicher hungrig nach hause gehen müssen. Ich geb ihm sicher Trinkgeld.

Gruß
Euer Erzkanzler