Es ist mal wieder so weit, die Kollegen des Spiegel online sind im Sommerloch gefangen. Durften wir im „Netzwelt“-Teil eben noch einen Bericht über die E3 lesen, ist das Onlinenachrichtengeschäft erbarmungslos und schnelllebig. In einer Reihe von schonungslosen Artikeln helfen uns die Kollegen bei der moralischen Festigung unserer jungen und formbaren Meinungen.
Suchten die Kollegen vor einiger Zeit noch nach moralischen Entscheidungsmöglichkeiten in Shootern, so regt man sich im Artikel „Zieh! Sie! An“ diesmal politisch korrekt über das Rüstungsdesign in Onlinerollenspielen auf.
Da Onlinerollenspiele aber nun wirklich nicht die Kernkompetenz des Magazins sind, bemüht man sich eines Kunstgriffs indem man Blogs zitiert. Nun gut, sei es drum. Aber mal ehrlich: WTF ONLINE???
Die schockierenden Fakten: Rüstungen von weiblichen Helden in Onlinerollenspielen sind realitätsfern und sexistisch. Man verzeihe mir den „Brüderle“ aber: So fuckin´ what? Es ist ja bei Leibe nicht so als wäre das eine Neuigkeit. In jedem MMO-Forum kann man diese Diskussion erneut führen, seit ungefähr 15 Jahren.
Eine kurze Richtigstellung: Es gibt keine Drachen, Menschen im Schlafanzug können KEINE Feuerbälle werfen und die Artikel im Playboy sind nicht der Hauptgrund des Erfolges des Magazins. Wer meinen Blog kennt, der weiß bereits: Ich spiele nur weibliche Charaktere und begründe es schamlos mit der eigenen Vorliebe für weibliche Formen. Ich habe einfach keine Lust mehrere Stunden am Tag auf Männerhintern zu glotzen. Und ich bin den Entwicklern dankbar, dass oftmals der Rüstungswert von Stahlschlüppern den von Vollplatte übersteigt.
Moralwächter gibt es an allen Ecken und Enden dieser Welt. Es gibt sicher auch Menschen, denen die Venus von Milo und Michelangelos David ein Dorn im Auge sind, ob die Auszüge ihres Blogs demnächst wohl auch auf Spiegel online lesen dürfen?
Wie dem auch sei, kommen wir zum Kern des Ganzen. Meist ist es ja, man mag es kaum glauben, nicht mal Prüderie die Spieler dazu verleitet weniger offenherzige Rüstung zu fordern, sondern reine „Form follows Function“-Gedanken. Wer eine Kriegerin spielt, möchte auch dass diese schwer gerüstet ist. Verstehe ich, akzeptiere ich! Die Möglichkeit gibt es. In Guild Wars 2 beispielsweise tragen Wächterinnen schwere unförmige Plattenrüstungen, Kriegerinnen Kettenhemden und Waldläuferinnen in praktischer Outdoorkleidung.
Voilà es geht doch. Merkwürdig, viele Spieler gehen dann aber doch dazu über eher leicht bekleidet in die Schlacht zu ziehen. (Ein hoch auf Tansmutationssteine!) Das wäre natürlich kein Aufreger wert, also fordert man lieber hochgeschlossene Rüstungen für MMO´s wie Scarlet Blade:
Und echauffiert sich über mögliche Blasenentzündungen von Dämonenkriegerinnen in Tera online.
Ja das ist Journalismus nach Spiegelgeschmack! Bravo gut recherchiert und fein in Form gebracht. Ob die Volunteers der Redaktion allerdings Ärger bekommen wenn sie im Minirock zur Arbeit kommen, obwohl das ja echt unpraktisch ist, wenn man sich so tief nach dem Niveau bücken muss, das bleibt leider ungeklärt.
Gender-Mainstream ist schwer angesagt und der Spiegel schwimmt auch hier gerne mit. Was gibt es auch schöneres als Bilder von Frauen die ihre Brüste entblößen um damit gegen den Sexismus des Barbie-Hauses zu demonstrieren… Da greift der Spiegel doch dankend auf die Bilder der Bildagenturen zurück.
Abschließend ist der Beitrag des Spiegels ja fast versöhnlich, so zitiert man eine Bloggerin mit: „Wenn für euch das zum Spielerlebnis dazu gehört, kein Ding. Cool. Haut rein. Es geht einfach darum, eine Wahl haben zu können.“
Diese Wahlmöglichkeit möchte ich ihr nicht verwehren. Auch ich habe gern die Wahl. Also bitte liebe Gameindustrie gebt der Frau Klamotten vielleicht verschont uns dann der Spiegel mit Artikeln die einzig aus Zitaten von Bloggern entstanden sind.
Ich mach mich jetzt naggisch und les die FAZ, vielleicht haben die ja ebenfalls was über Computerspiele im Programm. Oder darf man Zeitungen nicht naggisch lesen? Ist die Gefahr sich am Papier zu schneiden zu groß? Lieber Spiegel, das wäre doch ne schöne Story, ihr dürft sogar meinen Blog zitieren! Wenns um genitale Papierschnitte durch Zeitungskonsum geht, ist mir jedes Mittel recht. Da muss doch mal einer was unternehmen!
Es verbleibt mit Grüßen, euer Erzkanzler.
Letzte Worte