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Feb 22

Öl in der Wüste?

Wieder so ein sinnloser Titel. Nein, damit meine ich ausnahmsweise den des Beitrags und nicht etwa das Spiel, welches diesmal im Mittelpunkt meiner Kritik steht. Vorweg nun geballt das übliche Zeter und Mordio, welches sich normalerweise über den gesamten Beitrag ziehen würde (dazu später mehr). Ich verabscheue Mindcraft und Indie-Pixeldrecksenamateurhaftweilbillig rouge-like Mumpitz! Natürlich, ich ziehe meinen Hut vor allen Unterstützern der Indie-Entwicklerszene und ich schätze innovative Kleinstentwicklungen als Gegenpol zu immer gleichen AAA-Titeln der großen Publisher. Aber warum verflucht muss es immer Pixelschrott sein? So gestehe ich – oh Gott der überzogenen Hardware – ich bin eine Grafikhure!

c64

Man mag geteilter Meinung sein, und natürlich ist es für junge Entwickler schwer mit erstklassigem Artwork und aufwendigen Engines und polygonstarken Models auch nur ansatzweise ein brauchbares Spiel zu erstellen, aber die Idee Pixelschmutz und Klötzchengrafik in den Olymp des Gaminghimmels zu erheben… erscheint mir dann doch widersinnig (ohne E). So, genug Spieler gegen mich aufgebracht, die Handydisplay-Auflösungen jenseits des UHDs als „Geht ja mal gar nicht!“ abwerten, auf ihrem 2000 € Rechner dann aber die Grafik von FTL in den Himmel loben, weil so kreativ und so auf das wesentliche reduziert…. Echt, wenn ihr wie ich mit C64 und Amiga aufgewachsen seit (jaaaa Atari hatte besseren Sound… is ja gut), dann braucht ihr so etwas vielleicht ja auch nicht mehr.

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Ein Spiel mit Charakter

Und genau an dieser Stelle kommt das heutige Spiel ins Spiel. (boah, der war ma richtig schlecht, aber getippt is getippt). Black Desert Online hat uns am Wochenende mit der zweiten Closed-Beta beglückt! Und ich hab mich gefreut wie ein Kugelfisch im Bälleparadies! Neben all der Freude muss ich mahnen und warnen! Black Desert wird viele Menschen enttäuschen die aktuell noch in hohen Tönen über das Spiel sprechen. Denn BDO ist so vielschichtig, dass die Beta ein verzerrtes Bild erzeugt. Auch das Marketing geht hier falsche Wege. Aber zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf… beginnen wir mit dem Esel.

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Legen wir los!

Bis zum Erbrechen gab es vorab Themen die es in den Fokus der Berichterstattung geschafft haben. Der sogenannte Genderlock auf den ich heute nicht eingehen möchte und häufigst wohl auch der grandiose Charaktereditor, in welchem sich mit viel Zeit auch das Gesicht von Pop-Ikonen erbasteln lässt. Ob King of Pop oder Megan Fox, immer wieder tauchten realistische Abbilder aus dem Editor auf den Fanseiten auf. Und ja… auch ich war ob der Möglichkeiten beeindruckt, sehr Kleinteilig darf ich die Unterlippe meiner Spielfigur gestalten. Keine Revolution aber eine Evolution, waren solche Möglichkeiten doch bis dato eher den Entwicklern vorbehalten. Nur… die Freiheit hat schnell ein Ende. Kommt man nach Gesicht, Glanzwert der Haut, einzelnen Haarsträhnen und Männer-Makeup dann zum „Gestell“! – Am Rande, hier ein Dank an den Googletranslator der wohl einen Großteil der Lokalisierung übernommen hat. – Der Gestell, der Körper unseres zukünftigen Recken, glänzt.. durch Einfälligkeit. „Gestell“ scheint leider der angebrachte und treffende Begriff. Hier nimmt man uns deutlich zu stark Variationsmöglichkeiten des Aussehens. Ein Berserker bleibt groß, egal wie man an den Reglern dreht. Sicher, ich kann Proportionen ändern und unmöglichste Ungetüme erschaffen, aber letztendlich… bleibt der Editor hier hinter meinen Erwartungen zurück. Zu gern hätte ich einen kleinen Berserker, ein zwergenähnlichen Chaosball, einen Mobs auf Meth, eine wutschnaubende Bodenhupe gespielt… aber Pustekuchen. Auch feenähnliche Magierinnen bleiben im Reich der Spielerwünsche. Menschen sind klar definiert und Abweichungen nur im engen Rahmengeflecht möglich. Letztendlich sehen im Spiel dann alle Charaktäre innerhalb ihrer Klasse recht identisch aus, so man die Gesichter mal unbeachtet lässt. Klar es war ne Beta und viele haben keine Mühe bei der Erstellung walten lassen, doch hätte man anderes erwarten können.

Auf in die Spielwelt

Wenden wir uns nun aber dem Spiel zu. Denn BDO ist wunderschön, die Grafik beeindruckend, die Details der Kleidung und der Welt sind gerade zu atemberau… ehm

spirit

ALTER WAS BIST DU DENN? SCHWARZGEIST…Ehrlich? Und ich hab schon mein Microfasertuch gezückt, weil ich dachte mein Raucherhusten hätte nun endgültig ein Stück Teer samt Lunge an den Bildschirm befördert. Aber nein… das meinen die Entwickler ernst! Komisches Völkchen, man überrascht uns mit Grafikp0rno vorm allerfeinsten, der uns Regenbogen-Sternchen in die Augen treibt, aber der NPC der uns durch die Welt leitet… ist ein – mit sehr viel gutem Willen- Tintenklecks? Gesegnet mit einer Stimme die sein aussehen noch harmlos wirken lässt! Auf einer Skala von 1 bis 10 ist dieser „Teil“  so ein Ausbrecher nach oben, dass sich die Skala freiwillig relativistisch im Raum krümmt um sich die Szene aus Star Wars Episode II „Padme und Anakin vor dem Kamin“ mit Audiokommentaren von Jar Jar Binks freiwillig in Dauerschleife anzuschauen nur um dieser Qual zu entfliehen!… WTF! Und das Vieh kommt immer wieder…. immer… IMMMER…. IMMMER WIEDER! Ich darf es nicht verhauen, nicht verjagen, nicht zerhexeln, nicht TÖÖÖTEN!… DIESE STIMME IN MEINEM KOPF!… ehm, ok Haltung Erzi, Haltung! „Es“ leitet mich durch die Story?! Digitales Waterboarding… das kann doch nicht erlaubt sein. Folterszenen nun nicht mehr in Spielen sondern erfahrbar für den Nutzer vor dem Monitor?! Na schöne neue Welt! Doch BDO macht das alles fast vergessen… wenn man eintaucht in die extrem dichte Spielumgebung,

Das Spielgefühl

Nach diversen „Alle können Alles“-Klassenansätzen in neueren MMO-Vertretern bleibt BDO hier erfrischend konservativer (erfrischend konservativ…. geil oder? Wann benutz ich diese Worte schon mal so eng hintereinander…). Ein Krieger ist ein Krieger, ein Magier bleibt feuerballwerfendes Fernkampf-Glaskanonendingens und Alles in Allem sollte man sich vorab gut informieren welche Klasse man spielen möchte. Sagt sie einem bereits Anfangs nicht zu…. wird sich das wohl nicht ändern. Das ist erfrischend „Oldschool“, und hat mich als jahrelangen „Crit-BÄM-AoE“-Magier (Oh war ich das? Tank? Taaaaaank? Heiler? Heeeeeil… ok ich lauf ja schon) vor Freude ein wenig hüpfen lassen. Nach 3 Jahren GW2 darf´s auch mal wieder die Holy-Trinity sein. Also Magier, Feuerball, Eis, Meteor… die Ganze Palette der Elementarzauber und dazu noch nette Gimmiks wie kleine Heilung und nette Gruppenbuffs. Heißa Hoppsasa der Erzi der spielt nem Magiaaaa (Hoppsasa… Magia? Wirklich?… )

giant

Hätte ich nicht… tja… hätte ich nicht den Berserker aus einer Laune heraus (hey, war beta und Heineken… da macht man das eben mal so… aus versehen… wir haben nur zusammen gespielt!) auf das digitale Schlachtfeld geschickt. – Dieses axtbepackte, testosteronüberquellende, Stück Bastard-T-Bone-Steak in Motorenöl-Marinade mit dem fühlbaren IQ eines sächsischen Feldwegs spielt sich so wuchtig, so brachial und so ehrlich, das es eine wahre Freude ist. Tumb, grobschlächtig und ungehobelt und mit einem spürbaren Feedback, das den Zockerstuhl zu zittern bringt, wenn die furchteinflößende Doppelaxt den Goblin zerquetscht als wäre ein Spatzenei in die Autopresse geraten. Hier offenbart sich eine der größten Stärken von BDO, ein glaubwürdiges Kampfgefühl. Selbst Anfangszauber lassen den Spieler Dynamik, Kraft und Macht erahnen. Ein simpler Feuerball, ein Axthieb ein Schildblock, all das ist in diesem Spiel nicht nur ein Tastendruck, es ist eine Inszenierung eben genau dessen. Die visuellen Effekte, das Sounddesign und die Animationen begeistern. Mir fallen kaum vergleichbare Spielmomente ein, in welchen ich so glaubwürdig kämpfte wie in diesem Machwerk. Das alleine wäre mir die 20 Euro wert… So viel sei verraten, ich habe das Paket der Eroberers und lange gezweifelt ob sich mein überschwängliches Talergewerfe diesmal nicht bitter rechen würde, aber je näher der Release kommt, je mehr ich lese, desto sicherer bin ich mir, hier keinen Fehler gemacht zu haben.

Doch genug geschwärmt, denn für einige wird sich Black Desert schnell als Rohölfilm über den schneeweißen Wüstensand legen. (Echt? JETZT machste den Witz der zum Titel passt?… und dann in Klammern auch noch den Leser davon informieren? Ja du bist schon der Umberto Eco des Gaminggeschreibsels!) Und warum fragt ihr euch jetzt? Schwärme ich nicht von diesem Spiel, bietet es nicht unzählige Möglichkeiten von Handel, Crafting, Open World?

Warnung

Nun… Das Spiel – und vor allem die Beta – blenden, denn letztendlich kann und will das Spiel seine Wurzeln nicht verstecken. Die schwarze Wüste ist gepflastert mit Spielern die am Grinding zu Grunde gingen. Doch dies merken viele wohl erst später mit großer Enttäuschung. All die Projektionen die Spieler in den letzten Tagen in BDO sehen wollten – ein neues Skyrim, ein WoW des neuen Jahrtausends, ein Raidgame erster Güte, Dungeons am Laufenden Band, das neue DaoC, ein schlüssiges  Handlungsgetriebenes RPG mit aller Freiheit für Rollenspiel oder auch ein bugfreies ArchAge… all das wird Black Desert wohl nicht sein. Black Desert ist… Black Desert und die MMO-Karawane wird durch diese Wüste ziehen um letztendlich nur jene zurückzulassen, die wie ich Faszination daran finden können nach einem anstrengenden Arbeitstag stumpf 3 Stunden Monster zu töten. Die auch einmal zwei Wochen stures Farmen in Kauf nehmen, solang als Anerkennung ein Critwert sich im untersten Prozentbereich verändert. Die einen Stufenaufstieg nicht in Minuten, Stunden oder Tagen erwarten, sondern in Wochen oder gar Monaten. Black Desert wird Arbeit, und zwar der Arbeit wegen. Es wartet kein Goldener Pokal am Ende! Hier ist der Weg das Ziel und nur wer diesen Weg auch gene geht, wird an BDO Freunde empfinden können. Wer so schnell es geht das Maximallevel erreichen will um dann ganz schnell den ganz großen Content spielen zu können, wird an BDO scheitern, gnadenlos und fluchend.  Es ist, und das verkennt wohl gerade ein Großteil der Spielerschaft, ein Asia-Grinder. Wer Endgame-Content à la WoW erwartet, wer spannende Quests und eine fesselnde Handlung sucht, wer leveln immer als Last empfungen hat und wer kein Auge auch für die kleinen Dinge der Spielewelt entwickelt, der wird schnell die harte Wahrheit dieser Wüstenlandschaft zu spüren bekommen und jämmerlich dürstend in andere Spiele flüchten. Folgende Karte ist nicht entstanden weil Storymissionen einen mit XP verwöhnen (Quests geben in Black Desert selten Levelfortschritt, das dürfte vielen Spielern in der Beta entgangen sein).

mapBDO

Bleibt zu hoffen, das dies dem Spiel nicht zu sehr schadet, denn ich denke auch dieses Spiel hat Platz im MMO-Geflecht. Eine Schande, wenn uninformierte Spieler letztendlich dem Ansehen und dem Erfolg des Spieles schaden würden. Doch nicht zuletzt ist hier das Marketing gefragt, zeigt mehr als Bombast-Trailer und seit ehrlich zu den Spielern. Aber eine Woche vor Release ist das dann wohl auch etwas zu optimistisch von mir gedacht, ein Großteil der zukünftig enttäuschten hat sicher bereits vorbestellt und die Shitstormklingen rasseln leise unaufhörlich unter den Mänteln der Unzufriedenen. In den Händen und Fingern der Wut-Gamer schlummert die Kraft, aller Welt mit Nachdruck klar zu machen auf welch diebische Weise man ihnen 20 Euro aus der Tasche gezogen hätte… Ab und an, ich wünschte mir ein wenig Demut, doch bringt Demut heute keine Quote mehr.. laut getrötet, brachial gespammt… Frag ich dich kurz nach deinem letzten Hemd (can i have your staff?) und bitte dich: Oh gehe doch Fremd! Lass uns zurück, das ungeliebte Spiel, bedeutet´s dir nichts doch andren viel!

Als guter Tipp für jene die Black Desert eine Chance geben wollt, nutzt Youtube sinnvoll, schaut was im Highlevel wartet und informiert euch über „lowlevel-ich schau da mal rein-Dumpfbacken-Let´s Play´s“ hinaus, denn dann könnt ihr entscheiden ob euch das Spielprinzip gefällt. Oder, seit mutig, opfert 20 Euro.

Letztendlich, so ungehobelt einfältig wie ich das Spiel hier nun vorgestellt habe, ist es – man mag sich wundern – nun wirklich nicht. Ganz im Gegenteil, es ist vielschichtig, verwirrend und voller Möglichkeiten! So muss man sein Pferd füttern, sollte zum Farmen sein Pferdegespann vor den Karren spannen um auch seine Beute abtransportieren zu können. Gebt acht, dass die Münzen die ihr euch erarbeitet sich nicht in der Hosentasche stapeln. Denn Taler wiegen! Ja genau, zu viel Geld im Inventar… und nix is mit nem kurzen Spurt zur Truhe! Wochenaufgaben wollen erfüllt sein, ein Haus gepflegt und auch das liebe Vieh muss versorgt werden. Doch das alleine wird nicht reichen, wenn einem asiatische MMOs zu eintönig sind.

Wieder einmal habe ich wild durcheinander getippt, doch wenige Zeilen können ein so umfangreiches Spiel auch kaum umreißen. Ihr werdet in Zukunft wohl noch einige Buchstaben, von mir in Reihe gequetscht, zu diesem Spiele lesen. In diesem Sinne: Noch eine Woche bis zum Headstart… spiel ich nun Magier oder Bersi? Oder Schwarzmagier, oder… ach warum oder… ich spiel sie ALLE!  (bis auf den Krieger… so ne Lusche!)

Wie auch immer, mit diesen wirren Worten zu Black Desert Online entlasse ich euch nun und gelobe in weiteren Beiträgen etwas geordneter zu informieren.

Euer Erzi!
(Keinen Wüstenwitz mehr?)