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Aug 09

Die goldene Wüste

Lang war es ruhig in des Magiers Blog. Bevor ihr alle Mutmaßungen anstellt, nein ich habe mich nicht mit den Spenden meiner Leser abgesetzt (für nen Wassereis müsste ich draufzahlen). Schuld an meine Abstinenz und auch an meiner literarischen Auferstehung (ja super, fast gar nicht dramatisch formuliert, seh schon Erzi ist im Bescheidenheitsmodus) trägt Black Desert Online.

 

Rückwirkend betrachtet ist Black Desert kein bahnbrechend innovatives Spiel aber solide und wirklich beeindruckend schön. Das, und eine nette Gemeinschaft haben mich in den letzten drei Monaten viel Zeit in dieses Spiel investieren lassen. Und bei Gott wäre es doch nur bei Zeit geblieben.

venja2

 

Ich war fleißig, hatte eine Schwarzmagierin Level 57 und diverse weitere Chars über dem magischen Level 50. Soweit so gut, klar der PvP-Fokus im Endgame ging mir etwas auf den Zeiger, aber in BDO gibt es genug Möglichkeiten seine Zeit zu verschwenden. Sei es durch das züchten von Erdbeeren auf den eigenen Feldern oder das banale umgraben der Wüste. Glaubt es oder nicht, die aktuell begehrtesten Aufwerungssteine für sein Equipment, findet man indem man in der Wüste gräbt… welch erfrischende Spielmechanik. Dagegen ist Frogger von Atari hochkomplexe und fordernd… Egal, denn BDO soll nur am Rande Thema sein. Klar, ihr erwartet alle, dass ich das Spiel durch den Kakao ziehe… aber das haben andere getan und zwar besser als ich es je gekonnt hätte. (Erzi, der Wortwitz funktioniert viel besser wenn die Leser VORHER informiert werden, das der Publisher von BDO seinen Namen von Daum in Kakao geändert hat…)

 

Geneigte Leser meines Blogs wissen ja bereits, ich halte Free2Play für das Vermarktungssytem des Teufels. Nicht den witzigen, sarkastischen fast schon liebenswerten Beelzebub, sondern den blutrünstigen skrupellosen, der kleine Kinder frisst. Und sollte dieser Teufel mal Berater suchen, weil ihm die miesen Tricks ausgehen, er könnte sich an die Marketeers des BDO-Publishers wenden.

 

kakao

 

Man, was hab ich mich gefreut als bekannt wurde, das es ein Buy2Play-Modell geben soll. Also das „klassische“: kauf unser Spiel und spiele es solang und sooft du willst bis wir die Server abschalten. Sogar zum Kauf der teuren Vorbestellerversion habe ich mich hinreißen lassen, warum auch nicht. Ich plante das Spiel lange zu spielen und ja, der Gedanke Publisher und Entwickler vielleicht damit auch für dieses mutige Verkaufsmodell zu belohnen, mag auch eine Rolle gespielt haben.

 

Klar, ein InGame-Shop mit kosmetischen Items haben sie auch angekündigt, aber den kannte ich aus Guild Wars 2. Wer gut aussehen möchte soll halt zahlen. Is ok für mich! Nur…  es wurde schnell klar, man zahlt für Skillresets (nach Umstellung des Systems nun nur noch als Highlevel-Spieler aber das macht es nicht besser), man zahlt für Inventarplätze, man zahlt für mehr Tragkraft, man zahlt für Skins… Leider haben Skins in BDO anders als jene aus Film, Fernsehen und den Nachrichten, positive Eigenschaften. Kaufe ich also einen völlig überteuerten Skin (sie kosten in etwa die Hälfte des Grundspielpreises) levelt mein Charakter 10% schneller.

Man möge mir verzeihen, wenn ich nun nicht auf jedes Item im Shop eingehe, nur so viel, wer wirklich glaubt ohne all diese Items BDO kompetitiv spielen zu können, der rutscht auch auf einer Plastiktüte die olympische Bobbahn runter um einen neuen Rekord aufzustellen.

 

Und als sich selbst so nicht schnell genug die Kassen des Publishers füllen ließen, griff man zum nächsten Finanzierungsmodell, man erfand das Abomodell neu. Natürlich darf es nicht so genannt werden, man möchte auch niemanden ausschließen. Warum auch, dann gäbe es weniger Spieler die im Shop einkauften… Kurzum, man erfand einfach kaufbare Buffs (z.B. +10% XP) und weitere „Kleinigkeiten“ die einen Monat lang wirken, anschließend wieder neu erworben werden müssen… Kluger Schachzug, muss man ihnen lassen.

 

Nur der Porsche des Marketingleiters will gefüttert werden, geht da nicht mehr? Und ja, da geht mehr. Unter dem Vorwand die Shopitems allen Spielern zugänglich machen zu wollen, machte man diese einfach handelbar. So bekommt man also gegen echtes Geld virtuelle Währung. Perfider Plan…

 

Butter bei die Fische, wir leben im Turbokapitalismus und Daum/Kakao treibt es auf die Spitze. Das dürfte im Sinne des Unternehmens sein. Denn auch hier geht es um Renditen, Quartalszahlen, Jobs, Wachstum und, und, und… Aber was mich wirklich erschreckt, ist einerseits die Frechheit mit der uns der Publisher gebetsgleich einreden möchte, es wäre doch nur zu unserem Besten zusätzliches Geld ausgeben zu dürfen und andererseits die Penetranz, mit der einige Spieler all diese Änderung BEGRÜßT haben… und zwar all diese Änderungen.

 

CashCow

 

Dabei geht es nicht einmal um die „Ausbeutung“ der Spieler als Cashcows, sondern viel mehr um jenes allseits gern diskutierte Thema: pay2win. Ungelogen, in einem Forum schrieb ein Nutzer, dass er ein Problem damit hätte, wenn man echtes Geld gegen Spielwährung tauschen könne aber bei BDO könne man ja nur echtes Geld gegen Items tauschen! Dass man diese Items im Spiel über das Aktionshaus an andere Spieler gegen Ingame-Währung verkaufen kann, war wohl eine Hirnleistungsebene zu viel für den Guten!

Spieler beklatschten die Möglichkeit nun endlich zu den hochgerüsteten Spielern aufschließen zu können. Statt Zeit nun auch Geld investieren zu dürfen um wieder auf Augenhöhe „mitspielen“ zu können. Denn Spieler mit Zeit UND Geld existieren nur in anderen, weit entfernten Galaxien. Auch dieser Spieler wird Geld auszugeben um letztendlich die Lücke zwischen sich und den Topspielern nicht größer werden zu lassen verringern wird er sie nicht, aber das tolle Gefühl Geld ausgegeben zu haben, da wir bleiben. Und für handelbare Shopitems Items gilt dies ebenso.

 

Das Ganze gleicht einem Frosch im Kochtopf. Aus heißem Wasser würde er umgehend fliehen. Erwärmt man das Wasser aber Stück für Stück bleibt er bis es stirbt. Das ist Kalkül des Publishers. Communtiy Manager, die Verständnis heucheln, sind da nur ein weiterer Holzscheit im Feuer des Gaming-Turbokapitalismus. Das Problem sind nicht die Einzelpunkte des Raubbaus an der Community. Es ist die Summe aller Einzelteile die der aktive Spieler nicht wahrnehmen möchte. Es sind nicht die +10% XP die man sich mit einem Kostüm erkauft, es sind die aufaddierten Möglichkeiten die BDO letztlich dann zum Pay2win machen. Wer das nicht sehen will, handelt ganz im Sinne des Publishers. Und ich verrate euch ein Geheimnis, Publisher sind einzig und alleine an ihrem Vorteil interessiert.

 

Nun mag man den Zeigefinger heben und sagen, wenn ein Publisher einmal einen schlechten Ruf hat, so schadet er sich letztendlich doch selbst. Leider ist das aber ein überholtes Wunschdenken. Heutzutage feuert man 90% der Belegschaft, fusioniert oder erzählt einfach man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.

Aber warum zieht der Publisher die „Daum-enschrauben“ so schnell so stark an?

Nun, er kennt sein Produkt. Ein so zeitintensives Spiel mit einer der extremsten  Levelkurven der derzeitigen westlichen  Gaming-Landschaft wird über lange Zeit kaum all jene Spieler halten die es derzeit spielen. Es ist also logisch schnell Profit zu generieren. Letztendlich darf man auch nicht unterschätzen, ein Spieler der mehrere hundert Euro in ein Spiel investiert hat, wird es sich zweimal überlegen ob er es verlässt. Spieler also schnell zu „monetarisieren“ sichert Spieler. Letztendlich könnte die Rechnung des Publishers also aufgehen.

Ich habe beschlossen, daran keinen Anteil mehr haben zu wollen.

Hoffen wir, das die Spielerschaft solch eine skrupellose Gewinnmaximierung abstraft, sonst könnten sich andere Publisher ein Beispiel daran nehmen.

 

In diesem Sinne verabschiedet sich der Erzkanzler aus BDO.