Schon seit meiner Zeit in Archlord habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu asiatischen MMOs. Klar, ich hatte viel Spaß in Archlord aber wurde auch schnell mit den Schattenseiten vertraut gemacht. Ob es nun 2 Wochen Schulferien waren die an mir vorbei gezogen sind in denen ich, wenn es hoch kommt, zumindest 2 Malzeiten Tag nicht vor dem PC eingenommen habe, oder ob es die Erfahrung war, dass Free2Play auch wirklich teuer werden kann. Seit jener Zeit bin ich vorsichtig, wenn asiatische Veröffentlichungen den westlichen Markt erreichen. Letztendlich hat mir Black Desert online wieder einmal gezeigt, beide Punkte gelten auch im Jahr 2016 noch für asiatische MMOs. Man kann sowohl Zeit als auch viel Geld in ihnen verdaddeln.
Nach Black Desert bin ich also erst einmal bedient. Danke, aber danke nein. Aber so ganz ohne MMO? Ist doch kein Leben. Wildstar mal wieder angeworfen und beschlossen muss eigentlich nicht nochmal. TESO angespielt und beschlossen ich werd mit Skyrim und Konsorten einfach nicht warm. Guild Wars 2, immer noch schön aber die zwei neuen Gebiete waren nach einem Wochenende wechgespielt. Nach dokumentierten Ausflügen in Sacred 2 und undokumentierten in die ganz dunklen Ecken meiner Steam-Bibliotek war ich schon so am Ende, dass ich selbst WoW eine Chance geben wollte… 40 GB später habe ich es weder mit nem Hexenmeister noch mit einem Jäger aus dem Startgebiet geschafft bevor jene 40 GB meine Festplatte auch wieder Sang- und Klanglos verlassen haben. Ein MMO das selbst mit allen Settings auf Ultra und bestmöglicher Kantenglättung aussieht als liefe es auch noch auf nem Casio Taschenrechner ertrag ich einfach nicht. Da mögen die Fans des Spiels noch so häufig von „eigenem Stil“ sprechen.
Eine Zeit der Selbstzweifel folge, bin ich vielleicht zu alt für Computerspiele? Sind Briefmarken ein altersgerechtes Hobby? Oder ist das die Midlife-Crisis von der man immer hört? Was dann? Ne Harley kann ich mir nicht leisten und auswandern… na dafür brauch ich keine Lebenskrise, das will ich eh schon ewig. Fernsehen? Bodenturnen? Rhythmische Sportgymnastik? Als Zuschauer oder vielleicht als aktiver Athlet? Schach! Ich könnte doch Schach lernen. Warum nicht gleich eine neue Fremdsprache, Fremdsprachen kann man immer brauchen! Aber in diesem Moment war meine Kaffeemaschine mit meinem Kaffee fertig und mein Geist erhellte sich. Sach mal, war da nicht nen Spiel namens Blade&Soul das sich so still und heimlich an mir vorbei geschlichen hatte?
Nicht ganz unbemerkt, dunkel erinnere ich mich vor Release an einer Beta teilgenommen zu haben. Dunkel auch weil mir klar wird, ich habe damals leicht angetrunken das Tutorial gespielt. Und wie üblich hatte ich jeglichen Beschreibungstext und jede Hilfestellung ignoriert, um letztendlich über das unübersichtliche Kampfsystem und die stark asiatische Prägung fluchend mein Urteil „Nicht spielenswert und nicht blogbar!“ zu fällen. Aber wer kennt das nicht, was interessiert mich das Geschwafel meines angetrunkenen Vergangenheits-Ichs. Außerdem befinde ich mich in einer schweren Krise, BODENTURNEN… muss ich mehr sagen? Nachdem ich merkte, dass mein fliederfarbener Sportoverall in der Körpermitte etwas zwickt und ich mich nicht wirklich in wettkampftauglicher Verfassung befinde (und dabei geht es nicht um Bodenturnen (welches ich, und dies nur am Rande, nie ernsthaft in Betracht gezogen hatte. Noch nie!), Jahrzehnte voller irischem Bier, Pizza und 25 Jahre 30 Zigaretten am Tag lassen meine Wettkampfmöglichkeiten auf ein Minimum zusammenschmelzen) entschied ich mich also Blade&Soul noch eine Chance zu geben.
B&S schafft es auch gleich meine Vorurteile auf einem Blätterweg aus Lotusblumenblüten zu empfangen, ihnen einen Kirschblütenzweig auf die Schulter zu Schmettern um sie mit einer kindlich wirkenden, mit Katzenohren und Schweif versehenen Rasse, im Charakter-Screen willkommen zu heißen. Konichiwa! Uhm ne moment das ist japanisch… Wo kommt B&S her? Ok Korea egro muss es „An-nyeong-ha-se-yo“ heißen.
Einen Vorteil hat B&S sowie seine asiatische Prägung aber schon von Beginn an, spiele ich doch gerne kleine zierliche Frauen in MMOs und die, die gibt es wohl in 99,93% aller asia-MMOs. In den verbleibenden 0,07% kann man nur zwischen Godzilla oder einem Affen wählen! B&S ist ein Martial Arts MMO, was für mich als bekennender Melee-Feind zum Problem werden könnte. Natürlich, ich kann auch Krieger spielen, nur bin ich oft weder gut darin noch macht es mir auf lange Sicht Spaß. Aber hier kommt mir mein später Einstieg zu Gute, denn mit einem der letzten Updates führte man die Klasse „Paktierer“ ein. Man möge mir verzeihen, aber wer zur HÖLLE ist denn da für die Lokalisierung zuständig gewesen? Im englischen Client nennt sich diese Klasse „Warlock“ und beweist damit deutlich mehr Klasse als die versaute deutsche Übersetzung! Hexenmeister wäre doch ne passable Übersetzung gewesen. Letztendlich ist die Klassenauswahl aber auch schon ein Tutorial das dabei hilft herauszufinden wie sich das Spiel auf die englische Sprachversion umzustellen lässt. Danke dafür, lieber Paktierer!
Das Tutorial des Spieles spielt sich überraschend flüssig und ist storygetrieben was mir, ich muss es zugeben, zumindest beim ersten Male recht gut gefällt. Ok, leichte Kost. Kampfsportschule, ich der strebsame Schüler und – wer hätte es erwartet – böse Dämonen die, justamente wo der Erzi sein Tutorial spielen will, natürlich die Kampfsportschule angreifen müssen um meinem Meister sein Schwert abzunehmen in dem sie mich als Geisel nehmen… Super, danke Meister… wat is denn mit dir? Was passiert wohl, wenn sie das Schwert haben? Wir beide auf ner schicken Blumenwiese und die Dämonen trollen sich gemütlich zurück um „Meeeeeein Schatz“ zu murmeln und den lieben Gott einfach mal nen guten Mann sein zu lassen? *Splatter*
Wie erwartet werden alle Schüler und Lehrer zu zuckenden Fleischhaufen in blutigen Pfützen. Nur…. genau nur ich natürlich nicht! Ich fall dusselig über ne Klippe und überleb den Driss auch noch um mit all den schrecklichen Bildern und dem Wissen das Leben meines Meisters auf dem Gewissen zu haben weiterleben zu müssen. Na prost Malzeit. Und eben wollt ich noch Bodenturnen…. hätt ich ma lieber… ach wat soll´s wenn ich nu schon mal da bin!
Questgetrieben geht es weiter, aber leider ertrag ich so viel klischeebeladene asia-bollywood-Inszenierung nicht lange. Schon in deutlich besseren Machwerken neige ich zum Dialogskipping. Zum Glück nimmt einem das B&S aber nicht übel, es gibt bunte Kreise auf der Karte, Pfeile, Sterne und Namen muss ich mir auch nicht merken. Ein Glück, gehen mir zugegebenermaßen asiatische Namen doch deutlich schlechter ins Gedächtnis als etwa Kevin und Schakeliene. Allgemein geht B&S recht flüssig von der Hand, so hüpft, springt und schnetzelt man sich von Questhub zu Questhub. B&S passiert, man muss es sich nicht erarbeiten, oftmals beschleicht mich das merkwürdige Gefühl ein Singleplayer mit Questline und nahendem Ende zu spielen. Doch diese Vorstellung bekommt nach und nach Risse. Plötzlich darf ich Waffen aufwerten, brauche dafür Zutaten die mir unbekannt sind, werde in ein unübliches Craftingsystem geworfen, bekomme Skillpunkte die ich aber noch nicht verteilen darf und lese im Chat diverse Abkürzungen die mich erahnen lassen… Blade&Soul ist, so dämmert es mir, komplizierter als gedacht. Und ich sollte Recht behalten…
Aber das steht auf einem anderen Blatt… also zumindest, wenn ich noch ein paar Umbrüche einfüge. Es wird wohl demnächst den zweiten Teil des Erzkanzlers in die Welt der Schwerter und Seelen zu lesen geben.
In diesem Sinne… i´m a sooooooul man! *sing*
Euer Erzi.
Letzte Worte