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Jul 23

Femi… bitte WAS?

Früher waren Computerspiele männlich dominiert. Eines der plakativsten Beispiele für diesen Fakt dürfte wohl das 1991 erschienene „Duke Nukem“ darstellen. Wie viele Frauen herzhaft lachten wenn eben jener Duke sagte: „Hmm… Don´t have time to play with myself.“ kann man wohl an wenigen Fingern abzählen. (Zeige- und kleiner Finger in die Luft!)

 

Glücklicherweise machte das Onlinerollenspiel-Genre dort bereits früh eine Ausnahme. In den Anfängen war es eine Welt für detailverliebte Enthusiasten. Grund für diese Entwicklung war unter anderem auch, dass die Möglichkeiten noch recht beschränkt waren. Viel des Flairs erster Onlinewelten erwuchs durch die Kreativität der Besucher eben jener Welten.

„Seht mein mächtiges Schwer!“ – Ach ok der Pixelhaufen is nen Schwert!

Es sollte eine real-wirkende Welt entstehen, und jeder war bereit seinen Teil dazu beizutragen. (Du hast dich nicht echt grün angemalt weil du nen Ork im Onlinespiel spielen willst oder?) Namenskreationen wie „Ikickurballz“ oder „Erzengel Zapp“ waren undenkbar oder zumindest so selten, dass die Gruppendynamik entsprechende Spieler schnell eines Besseren belehrten. (Zapp, darf ich mich jetzt „Erzengel Zapp-Zapper nennen?) Aber um Namen soll es diesmal gar nicht gehen.

Thema heute ist die Verweiblichung von Onlinerollenspielen. Mir wird im folgenden Text sicher die ein oder andere Generalisierung unterkommen, seht es bitte als Kunstgriff um das Thema zu beleuchten und lest BIS ZUM SCHLUSS!

Frauen spielen IMMER Elbenheilerinnen! Klingt merkwürdig, ist aber so. In meiner eigenen Zeit in MMO´s sind mir dutzende Frauen begegnet (ja es gibt sie wirklich, es sind nicht immer nur vorpubertäre 14 jährige Jungs die sich kichernd die Pixelbrüste des halbnackten Charakters anschauen wollen, den sie erstellt haben) und ein erschreckender Großteil spielte weder Krieger noch Troll. Nein, üblich sind feminine Rassen und heilende sowie unterstützende Klassen.

Die klassischen Spiele boten dafür zwar Freiraum, aber wirklich feminin geprägt waren sie nicht. Nischenprodukte wie etwa das häufig zitierte Hello Kitty online, setzten sich kaum durch. Ich hab es mir nie angeschaut, und verständlicher Weise hatten auch nur wenige Frauen Mitte 20 (ja auch die durchschnittliche des Computer mächtige Frau wird älter und nein, Pacman durften auch Frauen spielen) das Bedürfnis sich in das klassische „Oh wie niedlich“-Schema hineinpressen zu lassen.

Wenn auch spät, begriffen dies auch die Entwickler. Nach einer Phase in welcher alle Männer (inkl. mir) liebend gern ihre Zelte aufgeschlagen hätten. Eben jener Phase, in welcher die Macher davon ausgingen, Frauen lebten in Computerspielen ihre unentdeckten körperlichen Wunschproportionen aus, führte nur zu entzückten Männern die die Avatare männlicher Spieler lechtzend genossen. (Welch merkwürdige Vorstellung).

Doch die digitale Welt hat sich emanzipiert. Wie üblich, nicht weil es sozial „angebracht“ wäre, nein natürlich nicht. WWie so oft in der Geschichte der Emanzipation (nicht etwa die Geschichte der Menstruation) entsteht Fortschritt nur aus reiner Geldgier! Denn lang war die Spielelandschaft geprägt von einer recht festen Zielgruppe. Männer zwischen 14 und 25, die Verkaufszahlen waren stabil, aber das reicht für Unternehmen nicht, welche jährlich mit Gewinnen neue Anleger gewinnen müssen.

Also auf zu neuen Ufern. Vor nicht all zu langer Zeit traf ich auf eine Internetseite welche Frauenrevolver anbot. Revolver mit Strasssteinen, gern auch in rosa und recht handlich. Da kann es doch wohl nicht so schwer sein, auch Computerspiele für Frauen attraktiv zu machen.

Gesagt, getan! Plötzlich überfluteten „metrosexuell“ angehauchte Avatare die Spielwelten. Nicht zu weiblich, Frauen mögen es laut Entwicklerhirnen nicht wenn ihre Spielfigur sie neidisch werden lassen müsse, aber auch bloß nicht männlich machohaft. (ach und liebe Comptuerspielschaffende, Frauen lieben Schönheit und werden genau so geprägt durch angeblich weibliche Attribute wie wir Männer auch. Lasst uns also unsere Pixel-Phantasien)

Doch wie üblich, Emanzipation erreicht man wohl am einfachsten indem man die Unterdrückung der Frau ungeschehen macht. Und wie geht das in der kindlich feurigen Einfälligkeit der Schwarz und Weiß -Denker? Na logisch, Unterdrückung alles Maskulinen. Tada… Großartig. In der Welt in die ich flüchten möchte, um der Unterjochung der „Frauenversteher“ zu entkommen, klauen mir Wirtschaftsinteressen die virtuellen Klöten!

Und wenn wir dem Ganzen die Krone aufsetzen wollen, bedienen wir doch einfach gleich noch das Kindchenschema. (Faszinierend, OpenOffice schlägt mir statt Kindchenschema, Küchenschabe vor… OpenOffice wurde sicher von Männern entwickelt.) Knuffig, fluffig und nieeeeedlich muss es sein.

Tja, und so darf sich ein Nachtelf-Todesritter nicht wundern, demnächst PANDABÄREN gegenüber zu stehen… PANDAS?! Sorry Leute, aber um Pandas auszurotten braucht man nicht mal Todesritter, da reicht es doch ihre getrockneten Hoden als Potenzmittel zu deklarieren, schon landen sie auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.

Furchteinflößende Pandas sind, und ich danke einer guten Freundin für diese Formulierung, vergleichbar mit alkoholfreiem Bier. Alkoholfreies Bier ist wie die eigene Schwester lecken, es schmeckt gleich, aber du weißt das es falsch ist. (Gut, dieser Absatz ist an den Haaren herbei gezogen, aber anders hätte ich dieses Schmankerl der ballermannesken Unterhaltungskunst wohl nie in meinem Blog veröffentlichen können)

Da stehen wir also, in der metrosexuellen virtuellen Welt der marktwirtschaftlichen Gleichberechtigung. Und wie so häufig ist niemandem gedient. Denkenden Frauenrechtlern geht die Umsetzung nicht weit genug, (sach ich mal lieber nix zu, sonst hab ich bald mehr Leser und Kritiker als mir lieb ist) und den Spielern bleiben Monsterzüchtungen des Charaktereditors die NIEMAND jemals in der einst unschuldigen Phantasiewelt des Onlinespiels hätten sehen wollen.

Die Gratwanderung ist sicher nicht einfach, eine Mischung aus Duke Nukem, Hello Kitty und Pandabären. (Bilder in meinem Kopf…)

Warum ich über dieses Thema schreibe? Nein, auch wenn es so erscheinen mag, nicht um mir alle Frauenrechtler dieser Welt zum Feinde zu machen. Sondern weil Arenanet mit der Rasse der Asura im kommenden MMO „Guild Wars 2“ vielleicht den Heiligen Gral erschaffen hat.

Asura sind klein, irgendwie knuffelig, intelligent, liebenswert aber niemand würde seine Hand dafür ins Feuer legen wollen, dass diese kleinen Biester nicht unheimlich unangenehm werden könnten.

Es sind die Mogwais (Filmknuffelchen meiner Jugend aus dem Jahre 1984, aber die kennt ihr sicher, heutzutage wird ja alles noch mal als Blockbuster im TV verkauft was wir schon damals recht „putzig“ fanden) des modernen MMO´s. Arenanet hat sie mit Wasser bespritzt und sie nach Mitternacht gefüttert um sie dann dem Sonnenlicht auszusetzen.

Witziger weise sind die Azura naives Abbild der heutigen Gesellschaft, sie sind uns näher als alle anderen Rassen des Spiels gemeinsam. Denn sie lieben Technik, verzweifeln aber an ihrer Beherrschung. So viel Kreativität und Innovation war mir einen Blogeintrag wert und es wird wohl auch nicht mein letzter zu diesem Volke gewesen sein.

Nun troll ich mich, bete zwanzig Alice Schwarzer und hoffe, dass Gott keine Frau ist. Wenn doch, kann ich nur hoffen, sie spielt Azura oder ist die schwanzlosen Elfen der virtuellen Schöpfung ihrer Schöpfung genau so überdrüssig wie ich.