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Jan 06

VR – Bier und Kater

Da mein Beitrag zum Thema GW2 Raids noch ein wenig Feinschliff benötigt…

(erzähl ihnen nicht dass du erst einen Absatz getippt hast!)

dachte ich mir, ein kleiner Lückenfüller könnt doch nicht schaden. Mein Thema heute: VR. Alle die nun an ihr Geldinstitut denken (Volksbanken Raiffeisenbanken) dürfen getrost die Füße hochlegen und mit ihrem Partner darüber diskutieren welche Stars denn dieses Jahr ins Junglecamp einziehen werden. Es geht um Virtual Reality, die allumfassende Abkehr aus unserer Realität an der die Menschheit nun schon seit der Erfindung der Höhlenzeichnungen arbeitet.

Ug! Mammut, will haben!

(Man der Erzi macht ja wieder nen großes Fass auf!)

 

Na dann lass ich die Katze mal aus dem Sack *meow*!

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Ob nun Oculus Rift, Playstation VR, Gear VR, HTC Vive oder wie sie nun alle heißen… sie werden scheitern. Mir ist klar, ein Großteil der Leser sucht schon einmal Holz um meinen Scheiterhaufen zu befeuern, doch es gibt ein Argument das ziemlich deutlich zeigt, wo all diese Produkte ihre Grenzen haben werden.

BIER!

(Ach echt? Kommste jetzt mit Motion Sickness?) Nö, es ist viel banaler. Es ist mir egal ob sich Leute die Seele aus dem Leib kotzen wollen wie nen Teenie-Model nach dem KFC-All-you-can-eat nur um Tetris voll doll real zu erleben. Die Alltagssituation, die ich als Stolperstein für VR sehe, betreffen jeden Nutzer. Aufgemerkt… wir versuchen es mal mit „Imaginational Realtity“(Vorstellungskraft).

 

Neun Stunden Arbeit ohne großartige Zwischenfälle („Ey, ich glaub du hast meinen Kaffee!“).

Erzi schleppt sich noch eben zum Supermarkt, denn es ist Freitag und ein Wochenendanfangsbierchen wird ja wohl erlaubt sein.

Im Supermarkt an der Kasse wird mir schlagartig klar warum VR ein erstrebenswertes Ziel sein könnte…

 

Nerviger Kunde ohne Sozialkompetenz in der Wochenendschlage von ca. 19 Wartenden:

Aber der Mocca-Soja-Latte ist doch im Angebot gewesen oder?! Hier auf der Rechnung steht der mit 89 Cent… also müssen sie von den 134,63 € noch 4 Cent abrechnen.

 

Verkäuferin „STORNO…

 

Zum Abschluss werde ich noch als „Herzchenverweigerer“ „Bonuskarten-Querulant“ und „Kassenzettel-brauch-ich-nicht!-Sager“ gebrandmarkt, darf mich aber anschließend aus dieser surrealen Realität entfernen.

Home Sweet Home! Ich werfe mich auf meinen Computerstuhl und freue mich auf einen entspannten Abend mit Untoten, Helden und Verkäufern von Heiltränken, die das Wort Storno programmgegeben einfach nicht einmal kennen. *zisch* mein erstes Heineken (hey, es gibt schlimmere Biere, ich hab mich irgendwie dran gewöhnt). Nun gibt es zwei mögliche Szenarien:

 

  1. Reality

Ich werf mich vor meinen 32-Zoll Monitor, trink gemütlich mein Bierchen, streichle in weniger aufregenden Situationen auch mal meinen Kater (s.o.) der sich, wie üblich, zwischen mich und Tastatur gekuschelt hat, werf mir ne Pizza in den Ofen, nen Kumpel kommt vorbei und bringt mehr Bier mit, wir zocken Mariocart und irgendwann versinke ich bierselig im Schlummerland.

 

  1. Virtual Reality

Ich schnalle mir meine VR-Brille um und versuche dabei nicht an die Cybersex-Anzüge der frühen 90er zu denken, stelle mich hin weil die so viel gepriesene „Im·mer·si·o̱n“ ja nicht so dolle aufkommt, wenn der Held im Rollstuhl durch die Wälder gleitet und fuchtele wie wild mit VR-Controllern in meinem Wohnzimmer umher.

Spätestens jetzt bin ich recht dankbar über die blickdichte Brille, denn diese verhindert, dass ich mich wie bei der Xbox Kinect oder der Wii peinlich berührt fühlen muss, wenn ich merke wie meine Nachbarn von gegenüber in mein Fenster schauen –  rätselnd ob ich meinen Namen tanzen möchte oder mir eben doch furchtbar doll den kleinen Zeh am Wohnzimmertisch gestoßen haben könnte.

Kurz frage ich mich ob ich die Brille absetzen sollte um mein Bier zu greifen. Die mögliche Peinlichkeit den Blicken meiner Nachbarn ausgesetzt zu sein hält mich aber davon ab. Einen beherzten Schwerthieb später bin ich um zwei Erkenntnisse reicher: Meine Nachbarn können in die Zukunft schauen, denn ich habe mir mit voller Wucht den kleinen Zeh am Tisch gestoßen… und ich weiß wo mein Bier stand… ziemlich zentral da wo jetzt mein virtuelles Schwert einen Ork durchbohrt hat. Dank Laminatboden der virtuell ein deutlich weniger rutschiger Waldboden ist, wanke ich, mir den rechten kleinen Zeh haltend, rückwärts in der Hoffnung niemand habe in der Zeit meines virtuellen Ausfluges mein Sofa umgestellt. Mit Schwung werfe ich mich schmerzerfüllt auf den Schwanz meiner Katze welche nichtsahnend von der Tragik der Situation auf dem Sofa lag. Der Fluchtinstinkt erfasst sowohl meinen Kater als auch diverse Kabel. Kater samt Kabel verlassen fluchtartig den Raum, meine Knopfohrhörer werden mir so unsanft aus den Ohren gerissen, dass sich kleine blutrote Furchen am rechten Ohr bilden. Die Tüte Chips, die ich besonnen bereits geöffnet hatte um sie nicht bebrillt und untotenbekämpfend öffnen zu müssen, bilden nun eine faszinierend deckende Kartoffelschneeschicht auf meinem Boden und werden mit dem umgekippten Bier zu einer matschigen Pampe, deren Beseitigung mich mehr Zeit kosten wird als ich üblicherweise für Reinigungsaufgaben an einem Freitagabend aufbringen möchte.

 

Nun gilt es sich aber erst einmal bei meinem Kater zu entschuldigen!

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Also ab in die Küche und mal mit getrocknetem Fleischprodukt klappern und schauen ob sie unterm Bett hervorzulocken ist. Ich erkenne, warum die Unterbrechung meines virtuellen Ausflugs doch noch positive Seiteneffekte hat. Die Pizza aus dem Ofen zu fischen bevor der beißend schwarze Rauch in einer Stichflamme mündet um meinen Küche vermieterunfreundlich umzugestalten… Unbezahlbar. Gut – also keine Pizza, Chips sind auch… anderweitig verplant, Kater unterm Bett, Wohnzimmerboden klebt und ich bin noch nicht einmal annähernd betrunken. Es klingelt. Mein Kumpel mit Bier….

ALTER, du siehst ja scheiße aus… war nen harter Arbeitstag?!

 

Wir haben dann „eXistens“ auf Video geschaut, einfach um jemandem zuzuschauen, dem es mit VR noch beschissener ergangen ist als mir. Zwei Brillen hätte ich eh nicht gehabt. Außerdem, nebeneinander zu sitzen und beide haben ne Brille auf… ist irgendwie selbst mir zu albern.

 

Genau das sind die wahren Probleme der neuen Technik! Selbst wenn wir die Bewegungsfreiheit des Nutzers durch entsprechende Medien forciert verringern, etwa auf Handbewegungen im „kleineren“ Radius…. (ja ich rede von p0rn) ist die fehlende Wahrnehmung der Umgebung ein Problem. „Mama? Staubsaugst du gerad mein Zimmer?

 

Als „Ausweg“ bleibt es mir also meine Realität an die Bedürfnisse meiner Virtuellen Realität anzupassen, Couchtisch zur Seite räumen, Bier… lassen wir weg, Kater wird ausgesperrt, Pizza wird durch Nahrung aus Tuben ersetzt und ich kaufe mir blickdichte Vorhänge für mein Wohnzimmer. In meinem Alter muss man zumindest keine Angst haben, dass die Mutter mit dem Staubsauger das Zimmer betritt. Aber wenn ich mal so ganz ehrlich zu mir selbst bin, das werde ich an einem Freitagabend alles nicht machen. Schon der 3D Preisaufschlag im Kino rechtfertigt sich für mich selten. 3D ist… ein „nice to have“ aber „Snakes on a Plane“ wäre auch in 3D ein beschissener Film gewesen, der Kleine Hobbit hingegen fesselt in 2D ebenso wie in 3D. Es mag sein, dass es in naher Zukunft hochqualitativere Inhalte für Virtual Reality entwickelt werden. Aber gleiches gilt auch für die bestehenden 2D Systeme und die lassen sich, zumindest in meine Freizeitgestaltung, einfach besser integrieren. VR muss eine Nische finden, etwa etwas bieten was für uns unerreichbar ist, wenn wir am Freitag von der Arbeit nach Hause kommen. Ein Tag am Meer… Urlaubsaufnahmen die ich erneut erleben kann… die mich emotional bewegen, entspannen oder neue Welten die zum Erkunden einladen. Selbst dann… kauf ich mir vielleicht einfach ne Meeresrauschen-CD und träume einfach ein wenig, streichle meinen Kater und mampfe meine Pizza bis mein Kumpel vorbei kommt und wir ne Runde Mariocart spielen.

 

Erfindungen setzen sich häufig durch, wenn sie das Leben barrierefrei erleichtern oder bereichern. Erfindungen die zwar „faszinierend“ sind, vom Anwender aber Veränderungen seiner Umgebung oder Gewohnheiten erfordern, haben es nachweislich schwerer. Hand auf´s Herz, wie hat man uns eingehämmert 3D Fernsehen wäre DIE ZUKUNFT und was ist Realität? Wer sitzt denn mit der dusseligen Brille vorm Fernseher? Videoabend mit Freunden… Klar vergiss deine 3D Brille nicht!? Streaming der neusten Serie um gemütlich dabei einzuschlafen… aber schön grade sitzen sonst funktioniert´s nich…

 

Mag sein dass ich einer Generation angehöre die eines Tages als Pre-VR bezeichnet wird und mag sein dass VR sich wirklich… wirklich durchsetzt. Aber alles was derzeit als DIE VR-Hoffnung gilt, sind für mich nur hölzerne Modelle einer nicht marktreifen Entwicklung und meine Freitagabende werden somit vorerst weiterhin, zur Freude meines Katers, mit zweidimensionalen bierseligen virtuellen Realitäten auf einem Monitor stattfinden. Scheiße… ich glaub meine Pizza is angebrannt und beim Aufstehen hab ich vergessen mein Headset… och ne… echt jetzt? Bier auf der Tastazu6ss5fv… Katze weg… verdammt… Alter echt die dummen Nachbarn schauen mir beim Tippen zu… und ja… natürlich hab ich mir den Zeh gestoßen als ich meine Pizza retten wollte und all das fühlte sich extrem real an.

 

In diesem Sinne… Prost

Euer Erzi