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Nov 09

iVent – oder warum die Entwickler schuld sind!

iVent – oder warum die Entwickler schuld sind.

Die Generation-i ist in der virtuellen Welt angekommen! Sicher, es war nur eine Frage der Zeit bis die Vereinfachung der Welt auch die Games-Industrie erreicht. Aber beißt sich hier nicht der Entwickler selbst in den Schw… ehm der Hund nicht irgendwie selbst in den Schwanz?

i-Produkte ebnen den Weg in viele Lebensbereichen, musste man vor einiger Zeit beim abgeben von Leergut noch dem Tabakwarenfachverkäufer seines Spätkaufes erklären warum man vier Tüten voll mit Bierflaschen abgeben wollte, so reicht es heute sie nacheinander in einen Automaten zu werfen und einen Knopf zu drücken. Und eben das Drücken eines Knopfes scheint somit auch die komplexeste Aufgabe welche die Generation-i zu bewältigen vermag.

Der Knopf des Lebens, der Knopf der Wahrheit. Drückt man auf einem i-Produkt einen Knopf und es passiert nicht das was erwartet wurde, ist das Gerät kaputt! Anwenderfehler ausgeschlossen.

Was das mit Rift-Events gemeinsam hat? Nun ja grob gesagt: Vereinfachung befreit den Nutzer vom Denken. Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Event in Stillmoor. Event-Titel: „Auge um Auge“! Schon jetzt ahnt man, 90% der Spieler müssen sich keine Sorgen machen ihre Augen haben sie samt Hirn bereits am Portal im Sanctum abgegeben als sie fröhlich auf der 5 Euro-Spinne reitend in selbiges sprangen um nach Stillmoor zu gelangen.

Aufgabe des „Auge um Auge“-Events ist es 250 Sourcestones aus toten Invasionstruppen einzusammeln und zu einem Altar zu bringen. Trion hat diese Altäre dankenswerterweise bereits gut sichtbar, hell leuchtend auf der Karte vermerkt. Aber da hier eine gedankliche Leistung erreicht werden müsste die ein dressierter Alpenkammolch (Triturus carnifex) nach zwei Tagen Training mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks erledigen würde, scheitert die Generation-i hier mit Bravour! Nicht selten sieht man Spieler die fünfzehnte Invasion verprügelnd einen Sourcestone auf dem Rücken verzweifelnd darüber sinnierend, wann der Event-Boss wohl auftauchen wird.

Noch deutlicher wird es wenn man sich das Grundprinzip von Rift vor Augen führt. Rift, aus dem Englischen, bedeutet so viel wie Graben, Spalte, Kluft oder Riss. So ziemlich jede Marketing-Veröffentlichung die aus dem Hause Trion kam ist zu lesen: „Diese Risse ermöglichen es den Invasionen fremder Kreaturen nach Telara einzufallen!“

Hurra Hurra, also wenn man Invasionen fremder Kreaturen verhauen muss um Sourcestone zu erhalten, diese beim Altar abzugeben um dann den Event-Boss hervorzulocken, ist die Vorgehensweise doch klar oder? Denkt zumindest der blogschreibende Pre-i-Generationsler und wird von Spieler mit wohlklingenden Namen wie etwa „xBRAINx“ (Name des Chars durch die Redaktion geringfügig geändert) auf dem Rollenspielserver eines Besseren belehrt. Denn „xBRAINx“ hackt fröhlich mit sturer Ignoranz jedes geschriebenen und geschriehenen Wortes, die Verbindung zu den Event-wichtigen Invasionen zu Klump.

„Riss böööööse, xBrainx machen put!“ So oder so ähnlich muss es wohl in seinem Oberstübchen von den Hirnwänden gehallt haben. Faszinierend nur, eben jene Spieler würden nie auf die Idee kommen in eventlosen Zeiten ein Riss zu schließen. Aber kaum blinkt ein Eventzeichen auf Telaras Karte, wird wahllos geschlossen was nicht niet- und nagelfest versiegelt, es sei denn er liegt mehr als 30 Reitsekunden vom Event-Altar entfernt, die sind langweilig zu weit weg und im Schlimmstfall könnte man etwas verpassen.

Doch die HirnRISSigkeit nimmt noch lange kein Ende, als selbsternannter virtueller Weltverbesserer konnte ich es mir nicht nehmen lassen den Mitgliedern der i-Generation entgegen zurufen „Nicht! Lasst den Riss doch bitte offen!“ gefolgt von einem „Spieler „xPEACEx“ (Name des Chars durch die Redaktion geringfügig geändert) hat es mal wieder nicht verstanden…“! Die Generation-i kann eines allerdings hervorragend, sich aufregen. Die Antwort folge promt: „du glaubst also das du an meinem Char erkennen kannst was ich für ein MÄNSCH bin?!“ … Nein, am Char nun wirklich nicht…. prost!

Hier kommen nun die Entwickler ins Spiel, musste man in den Anfangszeiten von MMOs noch Quests lesen, Karten zeichnen, Hinweisen folgen, markiert heutzutage ein leuchtendes X auf dem Bildschirm wohin man sich zu begeben hat um dann das von Sternen umfunkelte Item anklicken darf über dem sich der Mauszeiger verändert und ein NPC schreiend verkündet: „Klick das Item und du erhält einen formschönen Messerblock gratis dazu!“

Auch Trion geht diesen Weg, die aktuellen Patchnotes des PTS (Public Test Servers) für den Patch 1.6 zeigen, die Generation-i ist auf dem Vormarsch:

„When you are carrying the Sourcestone, we now show a target arrow on the ground pointing you toward where you should go with it.“

Ja genau eine pulsierende, hausgroße Markierung auf der Karte ist auch einfach zu nichtssagend, malt uns doch bitte große Pfeile auf den Boden… ach und was ist mit blinden Spielern? Tonsignale wenn man in die richtige Richtung geht wären doch auch ne super Idee. Ach Moment, warum eigentlich abgeben… es wäre doch viel besser wenn man einfach nicht laufen müsste!

Mehr und mehr führen Entwickler in Spielen i-win-Button ein, eigene Leistung scheint für das Gros der Casuals einfach den Spielspaß zu mindern. Ein Erfolg muss den nächsten jagen und wehe man muss denken oder handeln. Dass die Entwickler hier den falschen Weg gehen, mag man ihnen kaum vorwerfen, müssen auch sie sich doch nach Statistiken, Nutzerzahlen und Marketingvorgaben richten. Doch bricht man die entstehende Spielidee dann mal herunter, wird klar wie sinnlos ein Spiel ohne Spielerlebnis ist und das eine Aneinanderreihung von Erfolgen kein funktionierendes Spielprinzip darstellen kann.

Legt man beim Mikado alle Stäbe nebeneinander und lässt nun auch noch die mit der höchsten Punktzahl hübsch blinken, stellt man auf ein Schachbrett nur jeweils einen König, besteht das Puzzel nur aus einem Teil, pokert man mit einem Spiel bestehend nur aus Assen, beim Topfschlagen muss man keine Augenbinde tragen und beim „Mensch ärgere dich nicht!“ muss sich niemand mehr ärgern… tja dann haben wir eine Spielwelt die niemanden mehr überfordern wird, fordern aber leider auch nicht mehr.

Alles was uns dann noch bleibt ist aufzustehen und raus in den Garten zu gehen und für den Hund des Nachbarn einen Stock zu werfen, denn Nachbars Hund kann man nicht Patchen, noch nicht.

Schöne neue Welt.
Euer Erzkanzler