Fliederfarbene Schmetterlinge, der Duft von frisch geernteten Erdbeeren und Schmerz – als würde man Raufasertapete als Toilettenpaper benutzen. Genau so fühlte sich das erste Zusammentreffen mit einem Mesmer in Guild Wars 2 an. Hinzu kommt noch das unbestimmte Gefühl, einen über den Durst getrunken zu haben.
Was sich anhört als sei es ein Sonntag morgen nach einem gelungenen Wochenende, gekreuzt mit dem Potpourri und der Duftkerze der Freundin, ist in Guild Wars 2 eine Klassenmechanik! Ich gestehe, dass ich, als ich die ersten bewegten Bilder der Mesmerklasse sah, ziemlich sicher war, nie eine Klasse zu spielen, welche so rosarot sei wie der Mesmer. Nein, ich wollte direkten Schaden; hohe Krit-Werte, gefährliche Waffen und nicht das Gefühl, als passendste Rüstung einen Strick-Pollunder finden zu müssen.
Etwas ins Zweifeln kam ich das erste Mal, als einer unserer am effektivsten spielenden Gildenmitglieder seine Entscheidung kundtat, eben einen solchen Pollunderträger spielen zu wollen. Schmunzelnd dachte ich bei mir: „Tja der Gute wird auch nicht jünger!“ und verdrängte die Klasse wieder aus meinem Hirn. Flott levelte ich meine Schurkin (Yummy… Duellantenrüstung) auf Level 80. Es war also an der Zeit, einen Twink ins Leben zu rufen. Natürlich, wie sollte es auch anders sein…
Eine Elementarmagierin!
Nun mal echt, was habt ihr denn erwartet? Lest mal den Namen meines Blogs! Auch die habe ich flott auf 80 gespielt und sie hatte mein Herz schnell erobert. Es folge eine Zeit, in der ich unzählige Versuche mit Nachfolgern machte; viele Krieger, Wächter, Ingis und Necros hauchten ihr Leben schon vor Stufe 20 wieder aus und machten weiteren Selbstfindungsprozessen Platz. In einem Anflug von Irrsinn habe ich mir zu Weihnachten dann 8 Charakterplätze geschenkt. So musste ich nie wieder einen Char löschen um alle Klassen in Guild Wars 2 ausprobieren zu können. Und schwuppdiwupp!, plötzlich roch es nach künstlichem Erdbeergeschmack (erinnert ihr Euch noch an diese Plastikkobolde mit grellbunten Haaren? Ich glaube, es gab davon einige, denen man den Bauch rubbeln konnte und die dann nach irgendetwas gerochen haben…)
Pure Skepsis, ein Magier, der irgendwie keiner ist? Zepter, Fackel, Fokus, Stab… das gesamte „übliche“ magische Waffenarsenal begeisterte mich nicht. Nicht genug Schaden, langsam, langweilig. *Schnarch* endlich eine Klasse für alle Spieler, welche den Brauch des gehäkelten Klopapierüberzugs auf der Hutablage pflegen. Eindeutig nicht meine Klasse! Und dann auch noch mit meinen pseudo-authentischen Fantasyregeln brechen wollen… ein Magier mit Großschwert…. BITTE WAS? Da war sie wieder. Ein Magier mit Großschwert ist wie ein flauschig-gelbes Küken mit Giftstachel. Irgendwie unglaubwürdig! Und dann lese ich auch noch, dass es sich um eine Fernkampfwaffe handeln würde…. ne, ja, is klar! Vielleicht war es aber auch genau das, was mich letztendlich dann dazu brachte, dieser Zuckerwatten-Arsenmischung doch noch eine Chance zu geben.
Anfangs hatte ich ein wenig Mühe, das glitzernde goldene Papier… Uhm – nee, Moment. Das war was anderes. Inhaltlich aber schon mal nicht so falsch. Anfangs tat ich mich schwer mit dem Mesmer. Nicht, weil mich die barbiegleiche Farbgebung seiner Zauber tief im Innersten verletzlich und unsicher machte, nein, einfach weil er sich anfangs eben zäh levelt. So, als wolle man einen „Storck Riesen“ mit Waldfruchtgeschmack durchbeißen, gleich nachdem man ihn in den Mund gesteckt hat. Doch man gewöhnt sich an den Mesmer. Er besitzt nämlich eine Eigenschaft, die ausnahmsweise von mir nicht mit Rosa, Plüschpuschel und Früchten assoziiert wird. Viel eher mit schlecht gebratenem Thunfisch. Denn je länger man auf dem Mesmer rumkaut, desto mehr wird er. Lebt und schädigt der Mesmer doch zum Großteil durch Abbilder seiner Selbst, den sogenannten Klonen. Vom Hocker reißen diese einen erst einmal nicht. *hicks* Wasch isch dasch denn? Isch hab doch ersch 4 Halbe…. Pfutz… Schmetterlinge? Da hat mir doch einer was ins Glas…
Den vermeintlichen Drogenrausch dann irgendwann ausschließend, indem man dann doch einfach mal nüchtern nach der Arbeit einloggt, gewöhnt man sich recht schnell an das temporäre Rudeltier Homo Mesmerus. Es macht plötzlich unweigerlich Spaß, die digitale Welt mit fliederfarbenen Selbstbildnissen zu übersäen. Frei nach dem Motto: Warum soll ich denn Haue kassieren, wenn George (ja, meine Klone haben Namen, und ja, der Wortwitz George Klooney ist schlecht, aber beabsichtigt) eh sterben muss.
Wie dem auch sei, ich habe den Mesmer liebgewonnen und spiele kaum noch andere Klassen – so kann man sich irren. Einzig, wenn Freunde und Bekannte sehen wollen, was ich denn in Guild Wars 2 für eine Klasse spiele, habe ich mir abgewöhnt, den Mesmer zu zeigen. Sätze wie:
Alder ich hab gesagt Guild Wars, nich Hello Kitty Online!
will ich mir nicht noch einmal anhören müssen. Aber spätestens, wenn diese Freunde dann auf´s Klo gehen und nur Rauhfasertapete als Toilettenpapier finden, spätestens dann wissen sie, was ich für ein „harter“ Kerl bin.
Wie gesagt, der Mesmer ist wie duftendes weiches Toilettenpapier. Man erkennt den Nutzen erst, wenn man es benutzt und versteckt es, wenn Kumpels zu Besuch kommen.
In diesem Sinne Euch viel Spaß mit dem Mesmer, der Erzkanzler geht jetzt auf´s Klo und verabschiedet sich.
Letzte Worte